Croissant backen ist eine Art Geheimwissenschaft – so könnte man meinen. Meine ersten Versuche sind kläglich gescheitert, also gab ich es auf. Als vor ein paar Wochen der berühmten französischen Koch Paul Bocuse starb, holte ich sein Standardwerk aus meinem Bücherregal. Dabei stolperte ich noch einmal über sein Rezept für original französische Croissant. Verflixt, das kann doch nicht so schwer sein… aber auch dieser Versuch war bei weitem nicht das was ich mir vorgestellt habe. Auf 500 g Mehl 500 g Butter… sehr mächtig. Außen noch sehr blättrig, innen aber dafür klumpig und … viel zu viel Butter. Aber jetzt will ich es wissen! Zum Glück gibt es ja das Internet. Und morgens beim gemütlichen Kaffee finde ich einen einzigartigen Blog, der mich total begeistert. Aurélie hat auch lange probiert und ihr ist ein perfektes Rezept gelungen. Also, lange Rede kurzer Sinn. Ihre Ausführungen haben mich schnell überzeugt. In Ihrem Online-Shop bestelle ich den benötigten Brotstreicher denn das abstreifen des überschüssigen Mehls während der „Runden“ erscheint mir so logisch und wichtig wie das benutzen von sauberem Geschirr. Natürlich bin ich für diese Anschaffung von meinen Männern belächelt worden. Aber damit hab ich ja so meine Erfahrungen 😉 . Und ich kann euch sagen: Auch Männer können ihre Meinung mal ändern! Ich weiß, das passiert nur selten, aber immerhin. Das Ergebnis war so überzeugend, das die 10 € jetzt als sinnvolle Investition eingestuft werden. Schließlich gibt es diese himmlischen Croissant jetzt öfter!
Zutaten:
- 500 g Weizenmehl
- 50 g Zucker
- 30 g frische Hefe
- 300 ml Wasser
- 1 TL Salz
- 250 g Butter
Zubereitung:
Samstag Abend: Aus den Zutaten (außer der Butter) einen Hefeteig herstellen. Ich habe das im Thermomix gemacht. Dazu Wasser und Hefe auf Stufe 3 kurz vermischen. Die übrigen Zutaten zugeben und 3 Minuten auf der Knetstufe fertigstellen. Den Teig umfüllen und abgedeckt 30 Minuten gehen lassen. Nicht warmstellen, lieber in den Kühlschrank. Dieser Teig muss möglichst kalt verarbeitet werden.
Die kalte Butter zwischen zwei lagen Frischhaltefolie zu einem Quadrat ausrollen und sofort wieder kalt stellen.
Den Hefeteig auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu einem Rechteck ausrollen, das gut die doppelte Größe der Butter hat. Jetzt kommt der Brotstreicher ins Spiel. (Der Brotstreicher ist ein kleiner Handfeger mit sehr weichen Seidenborsten. Damit lässt sich perfekt das überschüssige Mehl vom Teig streichen. Der Teig klebt so viel besser beim falten der einzelnen „Touren“ aufeinander.) Das überschüssige Mehl abstreichen. Die Butter auf eine Hälfte des ausgerollten Teig legen, die andere Hälfte des Teig darüber klappen und den Teig länglich ausrollen. Jetzt wieder das überschüssige Mehl abbürsten. 1/3 des Teig nach oben falten, abbürsten, das andere 1/3 darüber falten. So, wie ein Brief gefaltet wird. Das war jetzt schon die erste Tour. Aurélies Tipp mit dem Finger eine Markierung in die rechte obere Ecke zu drücken und damit die Anzahl der Runden zu markieren ist super. Also, Markierung für Runde 1 und den Teig abgedeckt für mind. 30 Minuten in den Kühlschrank stellen.
Die Runden 2 bis 4 laufen immer gleich ab. Den Teig um 45 Grad drehen, längs ausrollen, abbürsten und zum Brief falten. Mit Punkten markieren und für mindestens 30 Minuten in den Kühlschrank. Es hört sich Zeitaufwändiger an, als es ist. Nach der letzten Runde habe ich meinen Teig über Nacht im Kühlschrank gelassen.
Sonntag Morgen: Teig ausgerollt und mit einem Rollmesser in längliche Dreiecke geschnitten. Am breiten Ende habe ich einen ca. 6 cm langen Schnitt gemacht. Den Schnitt auseinander ziehen und dann die Croissant aufrollen.
Auf ein Backblech legen und 30 Minuten gehen lassen. Mit einer Mischung aus Eigelb und Milch bestreichen und bei 190 Grad Umluft im vorgeheizten Ofen 25 Minuten backen.
In der Zeit Kaffee kochen, Saft pressen, Tisch decken…
Und wenn dann der Duft von Kaffee und diesen unglaublichen Croissant dir in die Nase kriecht… die Sonne scheint… da fällt mir mein Lieblings-Gedicht von Ringelnatz ein.
Morgenwonne
Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.
Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
Betiteln mich „Euer Gnaden“.
Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.
Ist das nicht herrlich? Dieses Nasenflügelbeben… Ja, genau so fühlt sich das an!
Lasst es euch schmecken und macht es euch schön!
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